Beim Ablegen in Lossiemouth lag die See noch spiegelglatt vor der Nonsuch. Ein herrlicher Morgen mit vorbeischauenden Kegelrobben, dem Blick auf die Highlands und Sonnenschein. Mal wieder musste also der Motor ran. Je näher wir jedoch dem Beauly FIrth und Inverness kommen, desto mehr dreht der Wind auf. Die Prognose von Wetterwelt stimmt mal wieder auf die Stunde genau. Unsere Planung allerdings auch. Kontinuierlich ansteigend haben wir immer mehr den Strom mit uns. Nur der Wind kam von vorne…
Als Fort George dann passiert war ging es richtig rund. Von vorne kamen Wellen wie ich sie auf der Elbe bei Wind gegen Strom noch nicht erlebt habe. Alle paar Minuten stand das Schiff bis zur Rettungsinsel im Wasser. Das war ein würdiger Hinweis, die Strömungen hier oben, speziell auch später an der Westküste nicht zu unterschätzen. Ein elendes Gebolze auf den letzten Meilen bis Inverness folgte. Der Himmel zog sich immer weiter zu, Regen folgte. Innerhalb von wenigen Stunden war der kurze schottische Sommer vorbei, es herrschte wieder Herbstwetter. Das Anlegen in der Inverness Marina war somit eine kleine Erlösung. Dass diese zwar Baltic-Bay-mäßig allen Komfort bietet, aber quasi mitten zwischen Frachthafen und Schrottplatz lag stört uns jetzt noch kaum.
Uns zog es erst mal in die Stadt. Ein letzter Abend musste standesgemäß begossen werden, denn ab morgen würde ich wieder alleine unterwegs sein. Auch den Caledonian Canal, der in Inverness beginnt und einmal quer durch Schottland bis zum Atlantik führt, würde ich alleine hinter mich bringen. Sollte aber zu schaffen sein, hat schließlich beim Göta Kanal auch geklappt und der wurde immerhin vom selben Ingenieur erbaut.
Inverness ist auf den ersten Blick eine typisch britsche Kleinstadt. In der Nähe der „High Street“, dem traditionellen Zentrum einer solchen, finden wir dann auch gleich einen netten Pub für das Dinner. Wieder bin ich total erstaunt über Qualität und Preis. Hier kann man wirklich anständig essen. Schon nach einer Woche in Schottland merke ich, dass Pub nicht gleich Pub ist. Es gibt die Dorfpubs, die Treffpunkt und Trinkhalle zugleich sind und in die sogar die Kinder mit den Familien gehen, es gibt die Gastropubs in denen wirklich tolles britisches Pubfood serviert wird, meist zu Preisen die unter deutschen Mittelklasserestaurants liegen, und es gibt die Music Pubs, in denen oft nur getrunken wird, es häufig Livemusik gibt und die eher wie eine fröhliche gut besuchte Bar wirken. Einem solchen Pub galt dann auch unser nächster Besuch des Abends (pub crawl). Wir genossen schottische Livemusik, kamen mit einigen Schotten ins Gespräch und erst spät zurück an Bord. Fast hätte da noch jemand seinen Flug verpasst…
Ob der Umgebung des Hafens beschloss ich trotz des Schweinewetters schon in den Caledonian Canal einzulaufen und im Kanalhafen von Inverness festzumachen. Das Schiff wurde kurz nach dem Götakanal-System schleusenfein gemacht und ab ging es. Funktioniert tatsächlich genau wie der Götakanal. Eine Leine hinten fest, eine durch die Genuaschiene und einen Block am Bug geführt, schon ist die ganze Schleuserei auch Einhand kein Hexenwerk mehr.
Im Kanalhafen blieb ich dann noch einige Tage bis gleich zwei Tiefdrucksysteme durchgezogen waren und das Wetter sich wieder besserte. Zeit also, sich die Stadt noch einmal genauer anzuschauen. Auf den zweiten Blick gibt es dann doch auch einige Besonderheiten zu entdecken. Das Museum im Inverness Castle zum Beispiel. Dieses ist erst seit kurzem für die Öffentlichkeit zugänglich, da das Gebäude eigentlich als Gericht dient. Sogar als Strafgericht. Da kommt doch bei der Verhandlung über die letzte Kneipenschlägerei gleich so richtig schön mittelalterliches Inquisitionsfeeling auf. 😉 Der Blick vom Aussichtsturm ist allerdings prächtig. Über die Nordsee, die Highlands, die ganze Stadt und den River Ness bis hin zum Loch Ness kann man trotz des wolkigen Wetters blicken. Und auch beim Besuch des Museums lernt man einiges über die Bedeutung der Stadt für die schottische Geschichte. Beim Blick auf die Karte denkt man ja oft, dass Schottland quasi einfach ein „Bundesland“ Großbritanniens sei. Ganz so einfach ist es aber wohl doch nicht…
Als der Frühling endlich zurückkehrt geht es dann weiter durch den Kanal. Zum Auftakt gleich mal mit einer 5er Schleusentreppe. Was hier allerdings ein kleineres Problem darstelllt wundert mich etwas. Dass die Schleusenwärter hier vielleicht nicht ganz so gut aussehen wie im Göta Kanal 😉 (Nonsuch im Götakanal) war ja zu erwarten. Irgendwie sind sie aber auch…deutlich weniger motiviert und der ein oder andere auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. Auf jeden Fall dauert das Ganze hier deutlich länger, geht dafür aber auch hektischer zu als im Göta Kanal. Die Laune ist trotzdem gut. Da die Planung der Schleusenwärter aber nicht so ganz vom allerfeinsten war, geht es heute nicht mehr aufs Loch Ness sondern nur bis zur Schleuse davor. Schön ists hier trotzdem und der schottische Kurzzeitfrühling macht auch Spass.
- Noch ist das Wetter für Schottland ungewöhnlich ruhig.
- Noch ein flapschiger Kollege schaut mal bei uns vorbei.
- Je mehr wir uns Inverness nähern, desto weiter verschlechtert sich das Wetter.
- Die Sprayhood ist durchnässt- Nur von den Wellen.
- Wie gut, dass Inverness erreicht ist.
- So ein richtiger Traum ist der Hafen wegen seiner Lage aber nicht…
- Abschiedsdrink.
- Schottischer Musikabend.
- Alleine geht es für mich in den Caledonian Canal.
- Das Schleusen klappt noch wie vor 3 Jahren!
- Auf die Verwandtschaft zum Götakanal wird auch hingewiesen.
- Auf den zweiten Blick ist Inverness wirklich einen Besuch wert.
- Man ist hier stolz auf seine schottische Identität. Eine Red Ensign Gastlandflagge kommt unausgesprochen nicht sonderlich gut an…
- Das Inverness Castle ist übrigens das lokale Strafgericht. Inquisitionsfeeling inklusive.
- Tolle alte Bauwerke gibts hier zu besichtigen.
- Inverness.
- Der Ausblick vom Castle.
- Eine Brücke über den River Ness…
- ….die beim Drübergehen bedenklich knarzt.
- Inverness.
- Inverness.
- Ein typisch britisches Städtchen.
- Mit echt tollen Pubs.
- Als der Herbst Platz für den Frühling macht geht es weiter durch den Kanal.
- Das Wetter wird besser, nicht nur die Möwen freuts.
- Bis hier hin und nicht weiter. Für heute.
- Macht nix bei der Aussicht…
Hallo Max,
immer wieder schön, Deine Reise via Blog mitzuerleben. Guck mir immer zuerst Deine Bilder an, danach lese ich den Text. Hab‘ da eine Frage zu Deinem Einhand-Schleusen-Leinensytem: Führst Du die am Heck befestigte Leine durch die Genuaschiene bis zum Bug und lenkst sie dann über den Block zur Schiffmitte?
Kannst Du mir davon bitte mal ein Foto schicken (marzalla@versanet.de). Vielen Vielen Dank und weiterhin noch eine schöne Reise….
Gruß Martin
Hi Martin,
Fast! Die Leine führt von der Winsch durch die Genuaschiene zu einem Block nach vorne und dann aber als Vorleine nach Vorne weg! So kannst du die Bugleine aus dem Cockpit fahren. Die Heckleine wird 90° nach oben befestigt und dann während des Schleusenvorgangs normalerweise nicht mehr angerührt. Beim Aufwärtsschleusen fährt das Schiff dann leicht nach vorn, beim Abwärtsschleusen leicht nach hinten. Für Fotos schau doch einfach mal in den Beitrag „Kanalratte“ zum Götakanal hier auf der Seite! Da findest du das Ganze Schritt für Schritt erklärt!