Während der Planung meines Segelsommers tauchen immer wieder neue Gedanken auf. Der Gedanke einen Schiffssicherheitslehrgang zu besuchen kam dann auch ganz plötzlich, wie so viele andere, während ich nachts vor lauter Vorfreude wach lag und über den Segelsommer nachdachte. Zwar lassen sich die meisten Risiken an Bord durch umsichtiges Verhalten minimieren, aber wenn man ein halbes Jahr auf dem Schiff verbringt, ist das Risiko natürlich etwas größer als bei einem kurzen Wochenendtörn in der dänischen Südsee. Man sollte also vielleicht mal über die gefährlichsten Situationen nachgedacht haben, speziell wenn man über weite Teile allein unterwegs ist. Also meldete ich mich bei der Kreuzer Abteilung für den Sicherheitslehrgang an. Dieser findet im Schiffssicherheitszentrum der Marine unter Anleitung erfahrener Marineausbilder statt. Beste Voraussetzungen also, um mal richtig einen auf die Mütze zu bekommen. 😉
Zusammengefasst: Wirklich beeindruckend und empfehlenswert. Innerhalb von 2 Tagen setzt man sich mit den gefährlichsten Situationen an Bord auseinander. ich habe zwar damit gerechnet einige sinnvolle Erkenntnisse mitzunehmen, aber die Fülle hat mich dann doch überrascht.
- Leckbekämpfung: Man übt die Leckbekämpfung in einem Übungsmodell der Marine. Zwar sind die hier gezeigten Techniken zum Stopfen eines Lecks mehr für die Großschifffahrt relevant, man nimmt allerdings mit, sich einmal hautnah mit einem Wassereinbruch auseinanderzusetzen. Obwohl man in dieser Übung genau weiß was passieren, ist man doch die ersten 30 sec des Wassereinbruchs ob der Menge erst mal völlig perplex. 😉 Und nach dem ich gesehen hab wie viel Wasser selbst durch ein kleines Leck ins Boot kommt, hab ich mir dann doch mal noch eine elektrische Bilgepumpe geleistet. Allein hätte man ansonsten selbst bei einem kleinen Riss nicht den Hauch einer Chance das Schiff bis zum nächsten Kran zu bekommen. Also was gelernt!
- Brandschutz: In der Brandhalle der Marine hat man dann die Gelegenheit selbst Feuer zu löschen, und verschiedene Löschmittel zu testen. Ich glaube die Wenigsten haben schon einmal einen Feuerlöscher bedient. Ich vorher auch nicht. Auch hier hilft der Lehrgang im Ernstfall vielleicht kostbare Sekunden nicht zu verschenken. Und als ich gesehen hab wie wenig in so einem auf Yachten sehr verbreiteten 2kg Löscher ist, hab ich dann doch noch einen zweiten gekauft. Wieder was gelernt.
- Verhalten im Wasser: Die ausführlichste Einheit findet im Wellenbad der Kaserne statt. Wir haben uns mit Rettungsinseln und dem Verhalten darin auseinandersetzt, verschiedene Rettungswesten verglichen und getestet. Man glaubt gar nicht wie sch*** schwer es mit voller Wetterschutzkleidung ist, sich zu bewegen oder gar eine Rettungsinsel zu besteigen. Am Ende wurde sogar noch das Verhalten bei Luftrettung per Kran simuliert, glaube das erlebt man auch nicht überall 😉 . Und die gewonnene Erkenntnis, dass eine Rettungsweste unter 275N und ganz speziell ohne Spraycap im Ernstfall mal absolut GAR nichts nützt, hat mich dann doch etwas überrascht. In der Theorie wurde dann noch die Versorgung Unterkühlter behandelt. Dass jeder Teilnehmer des Kurses instinktiv alles falsch gemacht hätte, könnte wohl auch doof enden. Also noch mehr gelernt.
- Signalmittel: Zum Abschluss brannten die Ausbilder dann noch ein ganz großen Feuerwerk ab. Naja, eigentlich eher wir Lehrlinge…Was man daran merken konnte, dass wir gleich das Kasernengelände in Brand gesetzt haben. Sämtliche denkbaren Signalmittel wurden besprochen und vorgeführt. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut. Genug gelernt für heute.
Eins noch: Die Teilnehmer des Kurses hatten fast ausnahmslos größere Regatten oder Touren vor. ich will jetzt nicht übervorsichtig klingen, aber meiner Meinung nach sollte jeder der auf Yachten unterwegs ist, ob für ein halbes Jahr oder ein Wochenende, ernsthaft über so einen Lehrgang nachdenken. Die gewonnenen Erkenntnisse kann nichts ersetzen, sie sind wirklich jeden Euro wert und ich fühl mich jetzt auch etwas besser vorbereitet. 🙂
Link:
- Der Leckbekämpfungssimulator
- Feuerlöschübung. Jeder Teilnehmer war einzeln dran.
- …auch größere Feuer werden simuliert und gelöscht
- Komische Quellen für Löschwasser haben die bei der Marine…
- Die Ausstattung des Wellenbades lässt Böses erahnen… (Beschriftung: Spuckbecken)
- Aufentern auf einen großen rettenden Frachter…Um sogleich wieder 5m runterzuspringen und währenddessen die Weste auszulösen
- Training im Wellenbad
- So sollte eine gute Rettungsweste aussehen. Beim Laufen mit klitschnassem Ölzeug fühlt man sich übrigens wie 70
- Die simulierte Luftrettung per Korb…
- …Und per Rettungsschlinge
- Auch die Bedienung von Handfackeln wurde geübt (Man beachte den rot glühenden Abbrand, üben ist also auch nötig 😉 )
- So eine Fallschirmrakete im trockenen Unterholz kann auch in ´ner simulierten Übung mal spannend werden 😉
- Rauchtopf als Tagsignal