Auf nach Lettland

Nachdem ich jetzt in der Umgebung von Klaipeda alles interessante gesehen habe möchte ich weiter Richtung Norden, nach Lettland. Tagesziel soll Liepaja sein. Auch das sind wieder 50sm, ohne Ausweichhafen auf der Strecke. Also schnell noch die restlichen Lits in Diesel umgetauscht und dann gehts entsprechend früh los. Komisch, der Sprit in Russland erschien mir irgendwie vertrauenswürdiger. Gut, dass ich nicht mehr viel lokales Geld übrig, und einen tragbaren Vorfilter in der Backskiste hatte.

Ich wollte also weiter nach Norden, leider versprach die Wettervorhersage Regen. Und den gab es dann den ganzen Tag auch. Wenigstens passte aber der Wind. Ich hab also die Selbststeueranlage eingestellt und mich unter Deck zum Lesen verzogen. Alle 10 Min. mal ein Blick über die Sprayhood, wenigstens ist nichts los und ich komm voran. Am Ende des Tages bemerke ich leider noch, dass sich beim Segeln vor dem Wind zwischen Baum und Want ein kleiner Riss in mein schönes Großsegel gescheuert hat. Hätte nicht gedacht, dass selbst Hydranet hier so empfindlich ist. 😦 Kurz vor Liepaja hört der Regen dann endlich auf. Das finde ich toll. Nicht so toll wiederum finde ich, dass dazu paradoxerweise wieder mal dicker Nebel aufzieht. Ich lege kurz die Optionen auf den Tisch, und entscheide wegen des ruhigen Wetters und der guten Erfahrungen vor Bornholm und Schleimünde, ein Anlaufen zu probieren. Klappt auch alles, das mal vorweggenommen. Die Molenköpfe bekomme ich wieder erst zu Gesicht, als ich schon fast dazwischen stehe.  Im Revierfunk kommt ein Funkspruch an: Ein deutscher Frachter fragt nach den Sichtverhältnissen im Hafen. „visibility in Liepaja 1 cable (182m), maybe two, but not more“ wird ihm beschieden. Der Kollege entscheidet sich dazu, lieber auf der Reede vor dem Hafen zu ankern. Und ich bin grad durch die Molenköpfe durch und halte mich selbst für ein wenig bescheuert. Aber naja, ich bin ja auch kleiner 😉 .

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Liepaja ist vor allem als sowjetischer Kriegshafen bekannt. Ich bekomme leider auch sightseeingmäßig nichts zu Gesicht, finde aber wenigstens den Weg zur Marina, die eigentlich nur ein einzelner Steg ist. Dafür ist sie aber an das beste Hotel der Stadt angeschlossen und verfügt über alle Annehmlichkeiten. Herrlich! Abends plane ich mal noch ein wenig die nächsten Wochen durch, und stelle dabei das erste mal so wirklich fest, dass die Zeit selbst bei einem 6 Monats-Törn ganz schön rennt…

Am nächsten Morgen ist die Suppe immer noch so dick, dass ich kaum das andere Ufer des Stadtkanals erkennen kann. Auslaufen unmöglich. Und das Wetter verspricht erst Anfang der Woche Aussicht auf Besserung. Kurzentschlossen plane ich um: Landpartie ist angesagt. Riga wird per Bus erkundet. Spart Zeit, und ich kann das Wochenende dort für das Rigaer Nachtleben ausnutzen, welches das beste im Baltikum sein soll… Die Rezeption im Marinahotel ist mir sehr behilflich, und so habe ich schon eine Stunde später ein günstiges Hotel in Riga gefunden und sitze im Bus. Erst während der Fahrt frage ich mich, ob das jetzt wirklich so eine gute Idee war? Stadtsightseeing bei Regen?

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In Riga angekommen wird kurz einmal das WLAN des Hotels ausgenutzt, und ich stürze mich sogleich in die Altstadt. Diese ist noch größer als die von Danzig und wunderschön renoviert. Auch der Tourismus ist hier bereits weiter entwickelt. Das heisst zwar zum Einen ein sehr umfangreiches Angebot an Restaurants und Bars, zum Anderen aber auch die unvermeidlichen Horden von geführten Touristen, Wechselstuben, und, wie überall wo sich im Baltikum mehr als 7 Touristen herumtreiben, zahllose Bernsteinschmuckstände. Irgendwie war Danzig da doch etwas beschaulicher und authentischer… Nichtsdestotrotz ist die Altstadt der Wahnsinn. Riga gilt als „Paris des Ostens“ und Hauptstadt des Jugendstils, und tatsächlich, selbst als Laie sieht jedes Haus anders aus, und überall erkennt man neue Formen der Dekoration.  Ein Besuch im Dom von Riga darf natürlich nicht fehlen. Dabei erfahre ich, dass Riga von einem norddeutschen Bischof gegründet wurde. Und der Kollege kam auch noch aus dem Landkreis Cuxhaven. Lokalstolz macht sich breit, das war mir echt neu.

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Abends mache ich dann die Rigaer Kneipen unsicher. Das Nachtleben in Riga ist sehr studentisch und weit entwickelt. Hat echt Spaß gemacht, und ich werde bestimmt noch mal ohne Boot hiher zurückkommen. Das Frühstück heute Morgen geriet dementsprechend auch etwas später. Aber dazu mal 2 Worte mehr. Frühstück ist eigentlich meine Hauptmahlzeit am Tag. Ich war also auch immer schon ein Fan von Frühstücksbuffets, habe aber eine neue Erfahrung gemacht: Was normalerweise eine nette Annehmlichkeit ist, wird nach 1,5 Monaten auf der kleinen Nonsuch zu einem kaum zu überbietenden Luxus. Frühstück, mit allem drum und dran! Ohne nasse Klamotten um einen rum! Ich nutze dass dann auch gleich voll aus, und muss erstmal eine kleine Verdauungspause vor dem nächsten Stadtrundgang einlegen. Fressnarkose nennt man das bei uns an der Uni. Bezeichnet eigentlich die Lernfaulheit nach dem Mittagessen… Frühstücksbuffet während/nach einem Segeltörn – Probierts mal aus, ist ein ganz besonderes Luxusgefühl.

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Danach schaue ich mir noch ein wenig Riga und die Museen an, und schlendere durch die zahllosen Gassen der Altstadt bevor es mit dem Bus zurück nach Liepaja geht. Hoffentlich ist Nonsuch genau so gut erholt vom Wochenende wie ich!

 

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6 Gedanken zu “Auf nach Lettland

  1. Moin Max, habe Spaß, Deine Reise virtuell mitzuverfolgen und auch an den Videos und Musikempfehlungen. Schön wäre, wenn Du neben den Sightseeing-Pics auch mal Fotos von Deinen Begegnungen mit Einheimischen, Nachtleben, Kuriositäten etc. Posten und drüber berichten könntest. Viel Spaß weiterhin und immer ne Handbreit…

    Sebastian

    • Hallo Sebastian,
      werde ich gerne bei Gelegenheit mal dran denken, aber ich kann ja schlecht jedem Eingeboreren gleich die Kamera ins Gesicht drücken. 😀 Und im Nachtleben…Naja da ist man ja anderweitig beschäftigt. Werde aber mal schauen was sich so machen lässt!
      Dir eine schöne Saison!
      Max

  2. Ahoi Skipper,
    wir sagen ja auch immer, es geht nix über ein richtiges Hotelfrühstück!!!
    Macht wirklich Spass von Deinem Törn zu lesen.
    Liebe Grüße
    Heide

    • Hallo Heide,
      Jaaa, aber das bisher Beste gab es natürlich vor Fahrtantritt, da kam noch keins ran. 😉
      Freut mich, dass es euch gefällt. Viele Grüße an Alle!
      Max

  3. Hallo Max,
    ich verfolge Deinen Törn seit Beginn. Deine Berichterstattung gefällt mir gut und hilft mir sehr dabei, meinen eigenen Törn zu planen. Deine Fotos sind deutlich besser als die üblichen Amateurfotos. Mach weiter!

    Gruß
    Michael

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